Asparaginase-Acrylamid

Asparaginasen - Reduzierung von Acrylamid in Lebensmitteln


L-Asparagin-Amidohydrolase (3.5.1.1)


Acrylamid-Bildung


Der erstmalige Nachweis von Acrylamid in stärkehaltigen und hocherhitzten Lebensmitteln im Jahr 2002 (1) löste weltweit (Forschungs-) Aktivitäten aus, da Acrylamid als potentiell cancerogen und neurotoxisch angesehen wird. Die Forschungsaktivitäten erstreckten sich u.a. auf Klärung der Entstehung von Acrylamid in Lebensmitteln, die Einflussfaktoren seiner Bildung und die technologischen Möglichkeiten einer Reduzierung oder Vermeidung der Acrylamidbildung.

 

(1) TAREKE, E., P. RYDBERG, P. KARLSSON, S. ERIKSSON & M. TÖRNQVIST,2002: Analysis of acrylamide, a carcinogen formed in heated foodstuffs. J. Agric. Food. Chem. 50,4998-5006 | https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf020302f

 


Die gesetzgeberischen Aktivtäten blieben verhalten, da diese unvermeidbare / unerwünschte Acrylamidbildung

a) offensichtlich seit Anwendung des Feuers bei der Nahrungsmittelzubereitung auftritt und

b) die Erkenntnisse aus Wissenschaft abwarten wollte.



Auch in Deutschland gab es hierzu ein großes umfassendes Forschungsprogramm, das über den Forschungskreis der Ernährung lief und vom Wirtschaftsministerium finanziert wurde. Ähnliche Untersuchung erfolgen in vielen EU-Mitgliedsstaaten.


► BLL-FEI-Forschungsverbund zur Minimierung von Acrylamid 






► Netzwerk-Acrylamid



Krishnakumar T. and Visvanathan R. (2014): Acrylamide in Food Products: A Review

J Food Process Technol 5:7 | DOI: 10.4172/2157-7110.1000344

https://www.longdom.org/open-access/acrylamide-in-food-products-a-review-2157-7110.1000344.pdf

Die Acrylamidbildung tritt beim Braten, Backen, Frittieren, Grillen usw. insbesondere bei Lebensmittel mit höheren Gehalten an der Aminosäure Asparagin und an reduzierenden Zuckern wie z.B. Glucose oder Fructose. Die Formation von Acrylamid erfolgt in der Maillard Reaktion bei Temperaturen über 120 °C. Die Menge an gebildeten Acrylamid im Lebensmittel ist anhängige von der Temperatur und der Einwirkdauer der Temperatur sowie der Rezeptur und den Inhaltsstoffen.  Die Maillard-Reaktion ist an sich gewünscht z.B. für die Ausbildung einer gebräunten Backkrume, einer leichten Bräunung der Oberflächen von Pommes frites und / oder zur Ausbildung von Aromen. 

Modifiziert nach: Yaylayan V.A., Stadler R.H. (2005): Acrylamide formation in food: a mechanistic perspective. J AOAC Int 88(1):262-267.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15759750/

Minimierung der Bildung von Acrylamid


Auf Grund der Verarbeitung / Zubereitung sind insbesondere

●  Kartoffelerzeugnisse wie Pommes frites, Snacks, Cracker und Chips usw.,

●  Getreideprodukte wie Brot, Backwaren und Frühstückscerealien usw.,

●  Kaffee – Kaffeeprodukte,

●  Kakao – Kakaoprodukte

von der Problematik der Acrylamidbildung betroffen. 


Ein Weg zur Senkung des Acrylamidgehaltes ist die Vorbehandlung der Rohstoffe / Erzeugnisse mit dem Lebensmittelenzym Asparaginase.  Die Asparaginase hydrolysiert das Asparagin in Asparaginsäure. Mit dem Verlust der Aminogruppe im Asparagin fehlt der Akzeptor für die Bildung von Acrylamid.  Je nach Produkt und Verfahren werden Reduktionen bis zu 70% erreicht.

                      Hydrolyse von Asparagin in Asparaginsäure

Die Asparaginasen für die eine Aufnahme in die Unionsliste beantragt wurde, sind in Tabelle 1 aufgeführt.


2017 hat die EU-Kommission die ► Verordnung (EU) Nr. 2017/2158  zur Festlegung von Minimierungsmaßnahmen und Richtwerten für die Senkung des Acryl­amidgehalts in Lebensmitteln erlassen. In der Verordnung werden detailliert Maßnahmen zur Minimierung von Acrylamid für einzelne Produktgruppen beschrieben und für Produzenten eine Verpflichtung der Untersuchung auf den Acrylamidgehalt in den kritischen Produktgruppen auferlegt. Zusätzlich enthält die Verordnung in Anhang 4 eine Tabelle für Richtwerte von Gehalten an Acrylamid in einzelnen, die die Hersteller einhalten sollen. Beachtet werden sollte, das dies Richtwerte und keine Grenzwerte sind. 


 ► EFSA


 ► EFSA: Scientific Opinion on acrylamide in food. EFSA Journal 2015;13(6):4104


EU-Kommission und EFSA-Bewertung


Für Asparaginasen liegen bei der Kommission 5 6) Anträge auf Eintragung in die Unionsliste vor. Diese werden nun von der EFSA bewertet.

                  Tabelle 1: Asparaginasen für die eine Aufnahme in die Unionsliste beantragt wurde

                  1 Sicherheitsbewertungen bereits in Frankreich und Schweiz erfolgt.

      16.03.2018 / Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV: ► Beurteilung der Lebensmittelsicherheit des GVO-

      Erzeugnisses Asparaginase Acrylaway zur Verwendung in der Verarbeitung von Lebensmitteln


      15.08.2019 / Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV: ► Beurteilung der Lebensmittelsicherheit des GVO-

      Erzeugnisses Asparaginase aus Bacillus subtilis Stamm NZYM-CK bei der Verwendung als Verarbeitungshilfsstoff


Markierte Rubriken: Anträge werden vom EFSA-Panel bearbeitet, aber die Sicherheitsbewertung ist noch nicht abgeschlossen.



Nicht markierte Rubriken: Anträge wurden noch nicht an EFSA-Panel zur Bearbeitung vorgelegt.



 ► EU Commission (2016): Food enzyme applications submitted to the Commission within the legal deadline (from 11 September 2011 to 11 March 2015)


 ► EU Commission (2020): Register of food enzymes to be considered for inclusion the union list



10.08.2022


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